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Wie Anleger Gute Unternehmen auf Basis der Kassenflussrechnung Identifizieren Können

Wie Anleger Gute Unternehmen auf Basis der Kassenflussrechnung Identifizieren Können

Ich habe bereits diesen Artikel über den Unterschied zwischen der Kassenbuchführung und der Periodenabgrenzung geschrieben, in dem erklärt wird, warum beide Betrachtungen für eine genauere Unternehmensanalyse wichtig sind. Ich habe auch in diesem anderen Artikel die wichtigsten Punkte geschrieben, die bei der Analyse von Unternehmen nach dem Konzept der Periodenabgrenzung zu beachten sind.

In jetzigem Artikel werden wir uns dann speziell mit den wichtigsten Zahlen und Indikatoren der Kassenbuchführung befassen.

Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit (Operativer Cashflow – OCF)

Diese Zahl gibt an, wie viel das Unternehmen mit seinem operativen Geschäft generiert hat. Es ist vergleichbar mit dem EBITDA aus der Bilanz nach der Periodenabgrenzung.

Ein gesundes Unternehmen muss unbedingt (auf lange Sicht) Geld aus seinem Betrieb verdienen. Der OCF muss also positiv sein.

Ein negatives OCF zeigt an, dass das Unternehmen mit seinen Aktivitäten Geld verloren hat. Diese Art von Situation ist unter bestimmten Umständen sogar akzeptabel (Umstrukturierungen oder hohe Investitionen), aber auf Dauer sollte man dies ganz schlecht betrachten.

Cash aus Investitionstätigkeit

Das ist die Zahl, die den Geldfluss für die Aufnahme und Auszahlung von finanziellen Produkten (Kapitalanlagen) zeigt, aber auch Investitionen im Geschäft (neue Gebäude, Maschinen, usw.).

Positive Werte bedeuten Geldeinnahmen (Rückzahlungen oder Verkauf von Kapitalanlagen), während negative Werte auf den Kauf (Aufnahme) von Kapitalanlagen und Investitionen im Geschäft hinweisen.

Investitionsausgaben (Capital Expenditure – Capex)

Die Investitionsausgabe ist ein kleiner Teil des Cashflows aus Investitionstätigkeit (sie ist in diesem enthalten).

Dieser Betrag gibt an, wie viel das Unternehmen in seine Operation investiert, um sein Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit zu garantieren bzw. ermöglichen. Mögliche Ausgaben, die als Capex eingeordnet werden können, sind: Kauf von Maschinen, Geräten, und Immobilien.

Daher sind die Investitionsausgaben unbedingt negativ, da es sich um Geldbeträge handelt, die in die Operationen des Unternehmens investiert wird. Das Ergebnis dieser Investition wird sich im (positiven) Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit zeigen.

Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

Diese Zahl zeigt den Geldfluss aus der Unternehmensfinanzierung.

Negative Werte werden für Dividendenausschüttungen und Schuldenbegleichungen verwendet, während positive Werte auf Kapitalerhöhungen (neue Aktienausgaben) und neue Schulden hinweisen. Der Wert sollte lieber (auf lange Sicht) negativ sein.

Totaler Cashflow

Es ist die einfache Summe aller Cashflows: Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit + Cashflow aus Finanzierungstätigkeit + Cashflow aus Investitionstätigkeit.

Freier Cashflow

Das ist der wichtigste Indikator für die Fähigkeit des Unternehmens, Geld zu verdienen.

Die Rechnung ist ganz einfach: Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit abzüglich der Investitionsausgaben (Capex). Es zeigt also ganz genau, ob das operative Geschäft des Unternehmens tatsächlich profitabel ist.

Anders gesagt, der freie Cashflow zeigt, ob die Investitionsausgaben das operative Geschäft nicht so schwer belasten. Wenn die Investitionskosten höher sind als das Cash, das das operative Geschäft generiert, dann macht es keinen Sinn, die Operationen am Laufen zu halten!

Als Aktionär, solltest du also immer nach Unternehmen suchen, die einen positiven freien Cashflow aufweisen.

Analyse der Kassenflussrechnung – 3 praktische Beispiele

Analysieren wir jetzt die Kassenflussrechnung 3 unterschiedliche Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Dann können wir besser beobachten, welche davon im Laufe der letzten 5 Jahre rentabler waren.

Beiersdorf AG

Beiersdorf AG Cashflow

Beiersdorf AG Cashflow von 2013 bis 2017. Hier findest du die Tabelle im Original

Die Beiersdorf AG war in den letzten 5 Jahren ein ausgewogenes Unternehmen. Der Cashflow seiner laufenden Geschäftstätigkeit ist positiv und wächst.

Der negative Cashflow aus Finanzierungstätigkeit zeigt, dass die Dividendenausschüttungen + Schuldenbegleichung höher sind als die Ausgabe neuer Aktien + Aufnahme neuer Schulden. Dies bedeutet finanzielle Ausgewogenheit.

Die Capex liegt konstant unter seinem operativen Cashflow. Dies bedeutet, dass der freie Cashflow positiv ist und ein Geschäftsmodell bezeichnet, das es schafft, aufrecht zu erhalten und zu wachsen, da aus dem operativen Geschäft noch Geld übrig ist. Der freie Cashflow hat in den letzten Jahren stetig gewachsen, was zeigt, dass die Capex gute Ergebnisse gegeben hat.

Ein weiterer guter Indikator der Produktivität des Unternehmens ist, dass die Investitionsausgaben ziemlich niedrig sind im Vergleich zum generierten operativen Cashflow (Capex / OCF ständig auf ca. 20-30%).

Allianz SE

Allianz SE Cashflow

Allianz SE Cashflow von 2013 bis 2017. Hier findest du die Tabelle im Original

Allianz SE ist ein Versicherungsunternehmen. Der Cashflow aus dem operativen Geschäft ist in der letzten 5 Jahre relativ konstant geblieben. Es ist schwer zu sagen, ob das Jahr 2017 eine Ausnahme war.

Fast der ganze operative Cashflow fließt in den Cashflow aus Investitionstätigkeit ein. Wie jedes andere Versicherungsunternehmen muss auch die Allianz SE die Summen aus ihren Versicherungsverträgen beibehalten (Kapitalanlagen kaufen), so dass sie bei einem Versicherungsfall den Versicherungsbeitrag an den Versicherten auszahlen kann.

Es ist auch wichtig anzumerken, dass es praktisch keinen Bedarf an Capex gibt, um die gesamte Geldsumme aus seinem Betrieb zu generieren. Die Capex/OCF-Rate blieb in der letzten 5 Jahre unter 10%.

Das heißt, die Versicherungsfirma profitiert einerseits, weil sie in der Lage ist, viel Geld an Kapitalanlagen zu investieren (und Zinsen davon zu kassieren), und nur einen Teil dieses Betrages in Form von Versicherungsbeiträgen an Kunden zurückzuzahlen.

Auf der anderen Seite profitiert die Versicherungsfirma durch ein Geschäftsmodell, bei dem hohe Investitionen fürs operative Geschäft nicht notwendig sind. Sie stellt kein physisches Produkt her, braucht also keinen Warenbestand für Teile, keine Maschinen, keine Produktionsanlagen. Kein Wunder, dass Warren Buffett Versicherungsunternehmen liebt!

Volkswagen AG

Volkswagen AG cashflow

Volkswagen AG Cashflow von 2013 bis 2017. Hier findest du die Tabelle im Original

Es ist bekannt, dass die Entwicklung und Produktion von Fahrzeugen sehr wettbewerbsintensiv ist und geringe Margen aufweist. Dieses Marktmerkmal kann für die Endkunden sehr gut, für die Aktionäre jedoch schlecht sein.

Der operative Cashflow der Volkswagen AG ist nicht konstant. Im Jahr 2017 lag der Wert sogar im negativen Bereich, was darauf hindeutet, dass in diesem Jahr kein Geld aus seiner Operation letztendlich verdient wurde.

Der Cashflow aus Investitionstätigkeit ist negativ, aber beachte dabei, dass praktisch der gesamte Wert eigentlich nur Capex ist. Das heißt, fast alles, in das das Unternehmen investiert, besteht nicht an Kapitalanlagen (wie bei der Allianz SE), sondern an Produktionsanlagen (auch Maschinen, usw.).

Eine weitere schlechte Tatsache ist, dass der Cashflow aus Finanzierungstätigkeiten über die letzten 5 Jahre positiv ist. Dies bedeutet, dass die Summe von neu aufgenommenen Schulden + Ausgabe neuer Aktien höher ist als der Betrag der beglichenen Schulden und Dividendenausschüttungen. Die Beteiligung von Aktionären wird weiter verwässert und/oder die Verschuldung wächst.

Schließlich ist der freie Cashflow negativ, was zeigt, dass für das Unternehmen (oder die Eigentümer/Aktionäre) kein Geld übrig bleibt. Die Investitionsausgaben (Capex) sind höher als das, was Volkswagen durch seine Operationen verdient.

Man muss aber auch beachten, dass die Entwicklungszyklen von Fahrzeugen sehr lang sind. Das heißt, es kann Jahre dauern, bis sich „vergangene“ Capex tatsächlich in künftige operativen Cashflows auswirken.

Fazit

Die Analyse der Kassenbuchführung bzw. Kassenflussrechnung von Unternehmen gibt dir eine bessere Vorstellung davon, wie nachhaltig ihre Operationen wirklich sind. Es zeigt auch deutlicher, welche Unternehmen ein profitables Wachstum generieren können und ob sie tatsächlich genug Geld verdienen, sodass ein Teil davon als Dividende ausgeschüttet werden kann.

Wenn wir die Kassenbuchführung von Unternehmen vergleichen, die in verschiedenen Branchen tätig sind, können wir besser beobachten, wie sich Geld durch sie fließt. Es ist auch möglich auszuwählen, in welcher Branche wir uns beim Investieren „sicherer“ fühlen können, und in welcher wir genauer untersuchen müssen, ob den Unternehmenswert über die Jahre tatsächlich erhöht wird.

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