
Die von den Unternehmen ausgegebenen Aktien können unterschiedliche „Typen“ oder „Klassen“ haben. Der Zweck dieses Artikels besteht darin, die Hauptpunkte über die wichtigsten Aktienklassen zu klären und sich auf das zu konzentrieren, was für den langfristigen Anteilseigner am besten ist.
Wenn du diesem Blog bereits folgst, hast du sicherlich schon erkannt, dass unsere Empfehlungen auf Investoren gerichtet sind, die langfristige Vision haben und deswegen auf lange Sicht investieren.
Und für solche Investoren, die langfristig investieren, gibt es nur eine Aktienklasse zu erwerben, unabhängig davon, von welchem Unternehmen wir reden: die Stammaktie.
Die Stammaktien symbolisieren das „Eigentum” des Unternehmens. Und das Wichtigste bei der Diskussion über Aktienklassen: Die Stammaktie ist genau das gleiche Instrument, das die Hauptaktionäre des Unternehmens haben.
Das heißt, wenn du eine Stammaktie an der Börse kaufst, trittst du den Eigentümern bzw. Anteilseignern des Unternehmens bei. Und wenn du 100% der Stammaktien besitzt, bist du der alleinige Eigentümer.
Vorzugsaktien als eine „Art der Unternehmensanleihen”: Wie kommt man zu dieser Schlussfolgerung?
Zuerst musst du wirklich verstehen, was Vorzugsaktien eigentlich sind. Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir über eine Art der Unternehmensfinanzierung lernen: die Anleihe bzw. Unternehmensanleihe.
Unternehmensanleihe sind nicht mehr als Schuldverschreibungen, die als Wertpapiere (nicht nur) an der Börse gehandelt werden.
Wenn du eine Unternehmensanleihe kaufst, erwartest du dein investiertes Geld in Zukunft zurückzubekommen, zuzüglich einer Rendite.
Natürlich kann das Unternehmen in Schwierigkeiten geraten und seine Schulden nicht begleichen. Aber eines kann man sicherstellen: die Bedingungen jeder Unternehmensanleihe ist im Voraus bereits bekannt. Das heißt, wenn du eine Unternehmensanleihe kaufst, weißt du im Voraus was zu erwarten, vor allem bezüglich Zinssatz und Laufzeit.

Suche nach Unternehmensanleihen an der Börse Frankfurt Webseite. Rendite und Laufzeit (Fälligkeit) sind bekannt. Besucht am: 6. November 2018
Es gibt jedoch eine Möglichkeit für das Unternehmen, Schulden zu emittieren, ohne weder die Laufzeit noch die Rendite (Zinssatz) festzulegen. Und genau das ist eine Vorzugsaktie, bei der die Dividenden nichts anderes sind als der „Zinssatz”, der für deine Schuldverschreibung gezahlt wird.
In der Bilanz des Unternehmens werden die Vorzugsaktien ebenso wie Stammaktien als Teils des Eigenkapitals klassifiziert. Aber die Vorzugsaktien verhalten sich eher als Schulden.
Daher ist jeder Versuch, Vorzugsaktien mit Stammaktien zu vergleichen, völlig unbegründet. Sie sind völlig unterschiedliche Instrumente. Während Stammaktien tatsächlich einen Anteil an einem Unternehmen (als Anteilseigner) berechtigen, stellt eine Vorzugsaktie in keiner Weise einen Teil des Geschäfts dar. Es ist einfach eine Schuld, die keine festgelegten Bedingungen hat.
Genau aus diesem Grund haben auf der Hauptversammlung nur Besitzer der Stammaktien die Stimmrechte, bei denen bestimmte Entscheidungen über die Gesellschaft nach dem Willen der meisten Anteilseigner getroffen werden. Eine Stimme in der Aktionärsversammlung zu haben, ist genau das, was dich tatsächlich als einer der Eigentümer des Unternehmens klassifiziert.
Aber ich möchte höhere Dividenden! Ich bin nicht daran interessiert, Anteilseigner zu sein!
Viele Anleger machen den Fehler, eine vereinfachende Analyse der Aktienklassen vorzunehmen und sagen, dass Vorzugsaktien besser sind, weil sie lediglich „höhere Dividenden zahlen“ oder gegenüber Stammaktien „ein Vorzug auf Dividendenausschüttungen“ haben.
Die Besitzer von Vorzugsaktien erhalten zwar (meistens) höhere Dividenden, es ist jedoch nicht sinnvoll, aus diesem Grund Vorzugsaktien zu kaufen. Die gezahlten Dividenden werden vom Aktienkurs abgezogen, so dass diese Ausschüttungen kein „Extra-Geld” bedeutet. Dieser Punkt wurde bereits in diesen Beiträgen hier und hier erläutert.
Aber im Falle einer Insolvenz werden die Besitzer der Vorzugsaktien vor der Besitzer von Stammaktien entschädigt!
Ein weiterer „Vorteil” der Vorzugsaktien gegenüber den Stammaktien wäre die Tatsache, dass im Falle der Insolvenz der Aktiengesellschaft der Wert der Vorzugsaktien zuerst gezahlt wird. Bei Stammaktien würde ein höheres Risiko bestehen, dass du das investierte Geld (komplett oder einen höheren Anteil davon) verlierst.
Das ist aber offensichtlich. Da es sich bei der Vorzugsaktie um eine Art „Schuld“ handelt (sie verhält sich als Schuld), muss diese vor den „richtigen“ Eigentümern (Stammaktien) zurückgezahlt werden.
Wenn du aber Aktien eines Unternehmens kaufst, das kurz vor der Pleite steht, weißt du wahrscheinlich absolut nichts über Aktienanlagen. Sicherlich hast du für diesen Kauf auf der Suche nach einer „Opportunität“ durch Turnaround-Aktien entschieden, was eine extrem riskante Strategie darstellt.
Wenn du also nur in gute (profitable, schuldenkontrollierte) Unternehmen investierst, wirst du sicherlich weit davon entfernt sein, diesen „Vorteil” der Vorzugsaktien früher im Falle einer Insolvenz entschädigt zu werden.
Darüber hinaus als Anteilseigner eines Unternehmens (durch den Kauf von Stammaktien) solltest du dasselbe Risiko eingehen möchten wie die Eigentümer des Unternehmens. Wenn das Unternehmen langfristig seine Profitabilität (gute Fundamentaldaten) bewährt, werden seine Erträge für die Eigentümer bzw. Aktionäre auf lange Sicht viel höher sein als für die Kreditgeber.
Es ist auch wichtig zu merken, dass du vor Insolvenzen (oder weiteren schlechten Investitionen) verteidigen kannst, indem du dein Portfolio ausreichend durch mehrere Unternehmen diversifizierst.
Vorzugsaktien symbolisieren höhere Verschuldung des Unternehmens, was (fast immer) ein schlechtes Zeichen ist
Falls du bereits einige Richtlinien für Unternehmensanalyse gelesen hast (wie hier, hier und hier erwähnt), und einige Tabellen innerhalb der Gruppen-Bereich unserer Webseite studierst hast, wirst du leicht feststellen, dass je höher der Verschuldungsgrad eines Unternehmens ist, desto höher (tendenziell) ist sein Risiko und niedriger die Belohnung für seine Aktionäre.
Das heißt, man sollte eher in Aktiengesellschaften investieren, die tendenziell niedrigere Schulden haben, oder die man klar sehen kann, dass die Verschuldung kontrolliert bzw. ausgewogen ist.
Dies hat zur Folge, dass es besser ist, in Unternehmen zu investieren, die keine Vorzugsaktien haben, da sie eine Schuld ohne festgelegte Laufzeit und Rendite darstellen. Das heißt, eine Art von Schuld, die zu teuer ist.
Als Abschluss der Diskussion Stammaktien vs. Vorzugsaktien, schauen wir jetzt was Warren Buffett in seinem Buch So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen (affiliate Link), das ich der Leser dieses Blogs höchstens empfehle, über Vorzugsaktien denkt. Er verknüpft Vorzugsaktien mit Unternehmen, die über keinen dauerhaften Wettbewerbsvorteil verfügen:
Verschiedene Klassen von Stammaktien
In bestimmten börsennotierten Unternehmen gibt es mehr als eine Klasse von Stammaktien. Dies geschieht in der Regel, wenn der Haupteigentümer einen „großen Teil“ des Geschäfts verkaufen möchte, ohne jedoch aus der ursprünglichen Entscheidungsgewalt (Stimmrechte) zu verzichten.
Ein typisches Beispiel ist die Verteilung zwischen Aktien der A-Klasse (10 Stimmrechte pro Aktie) und der B-Klasse (1 Stimmrecht pro Aktie), wobei nur die B-Klasse im Umlauf zu finden ist.
Es gibt Argumente für und wider den Einsatz von zwei Klassen der Stammaktien. Ich bevorzuge die gleichen Stimmrechte für alle Aktieninhaber, würde aber auch ohne Probleme Anteilseigner eines Unternehmens mit 2 Stammaktienklassen werden. Einen guten Artikel über diese Unterscheidung findest du hier.
In sehr kurzer Form kann die Situation jeder Aktionärsstruktur wie folgt zusammengefasst werden:

Aktienstruktur – Zusammenfassung: welche sind geeignet für den langfristigen Investor
Fazit
- Stammaktien können in keiner Weise mit Vorzugsaktien verglichen werden. Obwohl beide als „Aktien“ bezeichnet werden, nur die Stammaktien dir ein Stimmrecht in der Aktionärsversammlung gewährleisten. Und genau dieses Stimmrecht charakterisiert, dass dieses Instrument dir Eigentum des Unternehmens gewährt.
- Die Vorzugsaktie ist nichts anderes als eine extrem teure Schuldverschreibung, da Zinssatz und Laufzeit nicht vordefiniert sind.
- Je niedriger Schulden ein Unternehmen hat, desto niedriger ist sein Risiko. Wenn ein Unternehmen ein hohes Volumen an Vorzugsaktien als „Eigenkapital“ besitzt, sollte es dir ein schlechtes Zeichen sein, vor allem wenn du dein Geld auf lange Sicht investierst.
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