
Viele Anleger, beim Versuchen den „fairen Preis“ von Aktien zu ermitteln, um dadurch Preisbewegungen vorherzusehen, verschwenden viel Zeit und Geld an der Börse.
Es ist schwierig, alle Gründe aufzuzählen, warum du mit so einer Strategie in Aktien NICHT investieren sollst. Ich könnte viel darüber schreiben, was mich zu dieser Schlussfolgerung bringt, aber das würde letztendlich nichts bringen.
Ich denke, es ist besser, dir einfach zu zeigen, wie du mit einer „Trader-Mentalität“ große Möglichkeiten verpasst, in großartige Unternehmen zu investieren.
Stetiges Wachstum trotz „hohem Preis“
Nehmen wir Illumina (ILMN) als Beispiel, und ihren Aktienkurs von 2009 bis heute (August 2018).
Der Preis der Illumina-Aktie ist von 27,6 US Dollar (mit KGV von 68) bis 338,10 US-Dollar (mit KGV von 113,46) gestiegen, eine spektakuläre Preiserhöhung von 1.125%.
Es besteht Einigkeit darüber, dass eine Aktie mit KGV über ungefähr 30-35 (im Allgemeinen) „teuer“ ist. Mit so einer Regel hätte ein „Value-Investor“ nie Illumina als einen möglichen Kauf-Kandidat für sein Portfolio ausgewählt.
Und was hat diese starke Preissteigerung trotz des hohen KGV verursacht? Ganz einfach: Der Gewinn des Unternehmens ist in diesem Zeitraum auch stark gewachsen (von ca. 39 Millionen US Dollar am Ende 2008 auf rund 726 Millionen US Dollar am Ende 2017). Und wie ich in diesem anderen Artikel bereits erklärt habe, Aktienpreis folgt Gewinn.
Das heißt, wenn du wirklich verstehst, was es wirklich bedeutet, Anteilseigner eines Unternehmens zu sein, und dass du dich nur bei der Auswahl guter Unternehmen konzentrieren sollst, hättest du die Aktie trotz des „hohen“ KGV nicht verkauft. Warum sollte man überhaupt Beteiligungen an guten Unternehmen verkaufen? Je größer das Unternehmen wird, desto mehr wirst du als Aktionär davon profitieren.
Natürlich wird das KGV nicht für immer hoch bleiben. Ein Unternehmen mit hohem KGV wächst in der Regel sehr schnell (oder es besteht Einigkeit in der Börse, dass das Unternehmen in Zukunft viel wachsen wird), was dazu führt, dass Investoren „teurer“ dafür bezahlen.
Wenn das Unternehmen „aufhört zu wachsen“ oder langsamer wächst, ist es schon zu erwarten, dass das KGV fällt (ein Unternehmen kann nicht für immer stark wachsen, sonst würde es „die Welt erobern“).
Aber das bedeutet keineswegs, dass du beim fallenden KGV Geld verlierst. Wie bereits erläutert, Aktienpreis folgt Gewinn. Als der Gewinn weiter steigt (selbst wenn mit langsamer Rate), so eine Bewegung wird man (auf lange Sicht) auch am Preis beobachten.
Was macht man bei Kursrückgängen?
Betrachten wir nun die gleiche Kursentwicklung der Illumina-Aktie durch eine andere Perspektive: die Kursrückgänge.
Die Illumina-Aktie hat während dieses Zeitraums von spektakulärem Wachstum des Nettogewinns einige starke Kursrückgänge verzeichnet. Der stärkste davon (-62,9%) hat Illumina von Juni bis November 2011 erlitten.
Die Frage jetzt ist: Hättest du alle Kursrückgange ertragen? Sicherlich hättest du im Laufe der Jahre (und gerade in den Phasen der Kursrückgängen) eine Menge Nachrichten von „Gurus“ oder „Marktanalysten“ gelesen haben, die den Verkauf von Illumina-Aktien empfohlen haben. Als Gründung zur Verkauf-Empfehlung haben sie sicherlich das hohe KGV genannt, oder sie haben einfach vorhergesehen, dass das Unternehmen in Zukunft keine guten Bilanzzahlen präsentieren würde. Zwei Analysen der Vergangenheit findest du hier und hier.
Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Jeder kann erraten, was mit dem Preis einer Aktie passieren kann. Dies ist aber nicht mehr als eine Schätzung, die du auch selber machen kannst.
Illumina präsentiert Bilanzen mit steigenden Gewinnen seit 2009. Wer die Finanzberichte dieses Unternehmens jährlich analysiert hat, der hat ohne Schwierigkeiten bemerkt, dass das operative Geschäft bis heute großartig war und dass es keinen Grund zur Sorge gab.
Aber sogar gute Unternehmen können schlecht werden…
Es ist nicht schwierig, weitere gute Unternehmen zu finden, indem man ihre Finanzberichte jährlich analysiert. Ich habe bereits einige Artikel geschrieben, die zeigen, wie diese Analyse durchgeführt werden kann (hier, hier und hier).
Selbst gute Unternehmen können aber schlecht werden und für eine Buy-and-Hold-Strategie nicht mehr geeignet sein. Aus diesem Grund sollst du mehrere gute Unternehmen auswählen, um Anteilseigner zu werden (diversifizieren). Du wirst dadurch dein Portfolio-Risiko minimieren.
Übrigens habe ich bereits in einem anderen Artikel geschrieben, wie du ein diversifiziertes Portfolio aufbauen kannst, das von Kursrückgängen und -schwankungen profitiert, vorausgesetzt, du verstehst, dass du Monat für Monat unabhängig vom Kaufpreis weiter investieren sollst.
Fazit
Versuche nicht, Aktien für dein Portfolio anhand Preisgestaltungsmethoden auszuwählen (sei es durch technische oder fundamentale Analyse). Unternehmen zu analysieren ist eine Kunst, und keine exakte Wissenschaft. Darüber hinaus, wenn du regelmäßig kaufst, verliert der Kaufpreis an Bedeutung.
Auf lange Sicht verlierst du Geld, beim Versuchen den zukünftigen Preis von Wertpapieren vorherzusagen. Du wirst dadurch anfällig sein, Aktien von guten Unternehmen in starken Rückgängen zu verkaufen, selbst wenn diese Unternehmen noch viel Raum für Wachstum (oder regelmäßige Gewinne) haben.
Konzentriere dich beim Portfolio-Aufbau auf das Wesentliche: gute Unternehmen auszuwählen. Es ist nicht schwer, gute Unternehmen durch Analyse der Finanzberichten und Entwicklung der Bilanzzahlen zu finden. Und bedenke, dass der Aktienkurs auf lange Sicht dem Gewinn folgt.
Diversifiziere dein Portfolio (minimiere dein Risiko), indem du Anteilseigner nur von guten Unternehmen wirst und lass den Zinseszinseffekt auf das Wachstum deines Eigenkapitals agieren.
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