
Eine große Anzahl von Investoren glaubt, dass das Lesen von Finanznachrichten (sei es von bestimmten Unternehmen, Branchen oder der Wirtschaft insgesamt) ein wesentlicher Teil des Geldanlageprozesses ist.
Dies könnte nicht falscher sein. Das Lesen von Finanznachrichten ist (mit ganz wenigen Ausnahmen) völlig entbehrlich für jeden mit einer langfristigen Vision. Das (weltweite) Finanzsystem ist von Konjunkturzyklen geprägt, und nur die Zeit kann die (kurz- und mittelfristige) Unvorhersehbarkeit des Marktverhaltens beseitigen.
Niemand kann die Zukunft vorhersagen
Die folgende Tabelle zeigt die Überschneidung verschiedener pessimistischer Nachrichten über die Zukunft der amerikanischen Wirtschaft, zusammen mit der Entwicklung des SPX ETF, der dem S&P 500-Aktienindex folgt.

Wann kommt der nächste Börsencrash? Keiner weiß es! (Bildquelle: Jon Boorman)
Mehrere Gründe oder „Indikatoren“ wurden im Laufe der Jahre erwähnt, um einen möglichen Börsencrash vorherzusagen, die (zumindest bis jetzt) nicht kam.
Jeder weiß, dass die nächste Krise eines Tages kommen wird, aber niemand weiß, wann genau sie ausgelöst wird. Das Problem ist, dass derjenige, der letztendlich seine Aktien in der Mitte einer der längsten Bullenmärkte der Geschichte verkauft hat, Geld verlor.
Vergiss ein für allemal das „Market Timing“
Hinter jedem Investor, der Finanznachrichten regelmäßig folgt, liegt der Wunsch, den Markt zu „timen“: den richtigen Zeitpunkt treffen, um Aktien zu kaufen (am Tief) und zu verkaufen (am Hoch).
In der Theorie würde diese Strategie darauf abzielen, die Kapitalrendite zu maximieren. Das Problem ist, dass, selbst wenn du deine ganze Zeit verbringst, um das perfekte Timing zu treffen, es gibt keine Garantie dafür, dass deine „Wette“ richtig ist.
Aber die Frage, die gestellt werden muss, lautet: musst du unbedingt den Markt „timen“, um in Aktien zu investieren? Oder anders gesagt: Profitieren von Aktienanlagen nur diejenigen, die den Kauf- und Verkaufspunkt richtig treffen?
Studie von Charles Schwab
Schauen wir jetzt diese Studie von Charles Schwab: Sie simulierten eine Kapitalanlage von 2.000 US-Dollar pro Jahr für 20 Jahre in einen ETF, der dem S&P 500 Aktienindex folgt.
Die Simulation umfasst alle 20-jährigen Zeiträume zwischen 1926 und 2013, mit derselben jährlichen Investition von 2.000 US-Dollar. Die Ergebnisse sind in der folgenden Abbildung dargestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass es keinen großen Unterschied (im Durchschnitt) zwischen diejenigen gibt, die die 2.000 US-Dollar am ersten Tag des Jahres investiert haben („invest immediately“ oder „sofort investieren“-Szenario), und diejenigen, die die 2.000 US-Dollar in den 20 Jahren am jährlichen Tief des Index investiert haben (Szenario des „perfekten Timings“).
Das heißt, anstatt deine kostbare Zeit zu verschwenden beim Versuchen den Markttief zu vorhersehen, solltest du lieber im Hinterkopf behalten, dass den Vermögenausbau eher durch regelmäßige Investitionen erreicht wird, indem du Zeit auf das investierte Kapital einwirken lässt. Dabei musst du natürlich darauf achten, dass dein Geld unbedingt in hochwertige Vermögenswerte investiert ist.
Es muss auch erwähnt werden, dass Aktienanlagen über ETFs (Indexfonds) eine Reihe von Nachteilen haben, wie in diesem Artikel bereits erläutert. Die historische Entwicklung des S&P 500-Index ist jedoch recht lang und dient der Analyse des Zeiteffekts und des geringen Einflusses des „Market Timing“ auf das angesammelte Kapital.
Das Lesen von Nachrichten über die Unternehmen, in die du investierst, ist auch Zeitverschwendung
Wenn du heute nach Nachrichten von einem bestimmten Unternehmen suchst, wirst du sicherlich feststellen, dass einige Analysten dieses Unternehmen negativ betrachten (und mehrere Gründe nennen, seine Aktien zu verkaufen), während andere Analysten positive Aspekte identifizieren und vorhersehen, dass das Unternehmen in Zukunft wachsen wird.
All diese Analysen sind völlig nutzlos und stellen eine Verschwendung deiner wertvollen Zeit dar, wenn du eine davon liest. Die kurz- und mittelfristigen Kursbewegungen sind zufällig und das einzige was man weiß ist, dass der Aktienpreis (auf lange Sicht) dem Nettogewinn des Unternehmens folgt.
Studiere die Unternehmen anhand ihrer Finanzberichte
Die einzige Studie, die du wirklich durchführen kannst, um in Unternehmen zu investieren, ist, seine Bilanzzahlen zu analysieren (wie hier, hier und hier erklärt) und sein Geschäftsmodell besser zu verstehen.
Diese Analyse kannst du einfach nur durch die Finanzberichte des Unternehmens machen. Mit diesen Dokumenten kannst du beobachten, ob das Unternehmen weiterhin gute Zahlen hat und die (offiziellen) Erklärungen des Managements besser verstehen, wenn die Geschäfte (laut Bilanzzahlen) nicht so gut laufen.
In diesem Sinne musst du verstehen, dass das Investieren in ein Unternehmen nicht dasselbe ist wie in festverzinsliche Finanzprodukte. Selten sind die Unternehmen, die Quartal für Quartal (oder Jahr für Jahr) kontinuierlich wachsen. Es macht also keinen Sinn, deine Aktien eines Unternehmens zu verkaufen, nur weil es ein schlechtes Quartal oder schlechtes Jahr hatte.
Dieses Verständnis dessen, was es bedeutet, ein Anteilseigner zu sein, und wie irrelevant die kurzfristigen Analysen eines bestimmten Unternehmens sind, kann in dem folgenden Zitat von Warren Buffett zusammengefasst werden:
Das heißt, es macht keinen Sinn, einen Anteilseigner eines Unternehmens zu werden und sich im Nachhinein über jede schlechte Nachricht (die es sicher gibt oder geben wird) Sorgen zu machen.
Beachte auch, dass Warren Buffett tatsächlich folgt, was er sagt, und hält Aktien im Durchschnitt für 20 Jahren, was eine sehr lange Zeit ist:

Warren Buffett hält seine Aktien für lange Zeiten… (Bildquelle: White Paper AMI Investment Management: The Warren Buffett Paradox)
Lass das Unternehmen für dich arbeiten!
Du sollst Geld investieren, um jeden Tag ruhig schlafen gehen zu können, und nicht um dir Sorgen zu machen, über alles was die Unternehmen, von denen du Anteilseigner bist, beeinflussen kann. Du wirst verrückt werden und kannst nicht mehr „Investor“ genannt werden.
Wer am besten das Unternehmen und dessen Geschäft versteht, in das du investierst, sind genau die Leute, die dort arbeiten. Niemand besser als die Mitarbeiter, um Konkurrenten, Bedrohungen, Marktveränderungen abzubilden, und dadurch das Unternehmen weiter profitabel zu halten. Du investierst in Unternehmen, damit dein investiertes Geld für dich arbeitet und nicht umgekehrt!
Denke auch daran, dass schlechte Nachrichten sich nicht immer verwirklichen und selbst wenn die Fakten in Erfüllung gehen, kannst du nur anhand der Unternehmensbilanzen eine Vorstellung davon bekommen, was tatsächlich im Unternehmen geschieht.
Fazit
- Verschwende nicht deine kostbare Zeit beim Lesen von Finanznachrichten oder Kauf/Verkauf-Empfehlungen von Aktien. Sie dienen absolut nichts, und du bist auch nicht der Auserwählte, der weiß, wie man Market Timing richtig macht.
- Du brauchst nicht den richtigen Zeitpunkt zum Kauf und Verkauf von Aktien zu wissen bzw. treffen, um ein Vermögen aufzubauen. Dafür musst du einfach nur regelmäßig und unabhängig vom Kaufpreis investieren, dein Risiko über mehrere Vermögenswerte streuen und verstehen, dass die Belohnung nur auf lange Sicht erkennbar ist.
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