
Bisher wurden in diesem Blog mehrere Beiträge veröffentlicht, die auf bestimmte Punkte zum Thema Aktienanlagen eingegangen sind.
Da diese Beiträge „isoliert“ voneinander geschrieben wurden, bestand die Notwendigkeit, all diese Anteile in einem einzigen Leitfaden-Blogeintrag mit allen wichtigsten Punkten der Unternehmensanalyse zu gruppieren (mit Fokus auf langfristige Investitionen bzw. Buy and Hold).
Die Unternehmensanalyse unterteilt sich in: Governance, Geschäftsmodell und Bilanzzahlen.
Governance
Governance (oder Corporate Governance) steht für alle Vorschriften und Regeln, die für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens gelten.
Es ist nicht möglich, eine „schnelle Überprüfung“ durchzuführen und zu beurteilen, ob das Unternehmen eine „gute Governance“ hat.
Selbst wenn du die wichtigsten Punkte über die Governance eines Unternehmens liest und sie dir gefällt, was stellt dir sicher, dass es in Zukunft keine Governance-Probleme (wie Korruption) in diesem Unternehmen geben wird?
Das heißt, du musst die „Qualität“ der Corporate Governance nur auf indirekte Weise beobachten, entweder:
- durch einige Punkte (weiter unten erklärt: Aktienklassen, Liquidität, Streubesitz, Investor Relations), die Respekt gegenüber dem Minderheitsanteilseigner zeigen; oder
- durch Internet-Suche nach Unternehmensaktionen, die auf schlechte Governance hinweisen (z.B. Dieselgate von Volkswagen, oder Schmiergeld-Affäre bei Siemens).
Aktienklassen
Das Thema Aktienklassen wurde bereits in einem eigenen Beitrag dieses Blogs behandelt. Kurz gesagt, ein Unternehmen mit guter Governance bietet den Minderheitsanteilseigner (durch die Wertpapierbörse) das gleiche Eigentumsinstrument von Großbesitzern (Mehrheitsanteilseignern) an.
Hier werden die Stammaktien gemeint, die ein Stimmrecht in der Aktionärsversammlung sichern, während derer Entscheidungen über die Unternehmensrichtungen getroffen werden.
Jede Aktienklasse außer Stammaktien ist einfach nur ein weiteres Instrument der Mehrheitsanteilseigner, durch das ihr Unternehmen finanzielle Unterstützung erhält, um seine Aktivitäten aufrechtzuerhalten, ohne jedoch die Kontrolle bzw. Stimmrecht aufzugeben.
Also weg von Unternehmen, die sich keine (weiteren) Anteilseigner wünschen!
Liquidität
Die Liquidität gibt an, wie viele Kauf- und Verkaufstransaktionen (abgewickelte Geschäfte) mit einer Aktie an der Börse täglich durchgeführt werden.
Ein Unternehmen, das seine Minderheitsaktionäre respektiert, muss sicherstellen, dass seine Aktien ausreichend liquide sind.
Eine gute Liquidität gewährleistet, dass die Investoren jederzeit ohne große Preisunterschiede (und auch mit niedrigeren Kursspannen) Aktien kaufen und verkaufen können.
Das größte Problem für den Anteilseigner eines Unternehmens, dessen Aktie geringe Liquidität aufweist, zeigt sich nur als der Investor seine Beteiligung verkaufen möchte, vor allem nachdem sich die Ergebnisse des Unternehmens stark verschlechtert haben.
In solchen Fällen kann der Aktienkurs zu schnell fallen (selbst bei geringen Anzahl von Transaktionen, da die Liquidität niedrig ist), wobei der Investor seine Beteiligung nur zu sehr niedrigen Preisen verkaufen kann.
Free float und Streubesitz
Ein weiterer Indikator, um indirekt zu bestimmen, ob ein Unternehmen seine Minderheitsanteilseigner respektiert, ist die Beobachtung des Freiverkehrs (free float) und des Streubesitzes seiner Aktien.
Je höher der Prozentsatz der Aktien in free float (d.h. frei handelbar über die Wertpapierbörse für alle Investoren), desto besser. Offensichtlich gibt es keinen Mindestprozentsatz für einen akzeptablen free float (die Entscheidung liegt bei jedem Anleger), aber weniger als 25% weist auf ein eher geringes Interesse des Unternehmens hin, sich als „Aktiengesellschaft“ genannt zu werden.
Neben dem free float der Stammaktien ist zu beachten, wie die verbleibenden Stimmrechte aufgeteilt werden. Gibt es eine Kontrollgruppe (oder eine Einzelperson) mit mehr als 50% der Stammaktien? In diesem Fall musst du volles Vertrauen in diesen Mehrheitsaktionär und ihre Entscheidungen haben.
Bitte beachten, dass ein Mehrheitsaktionär mit mehr als 50% der Stammaktien zu haben keine „schlechte Governance“ des Unternehmens bedeutet, sondern lediglich, dass er über eine große Entscheidungsgewalt verfügt.
Investor Relations (IR)
Ein weiterer indirekter Weg, um zu prüfen, ob das Unternehmen seine Minderheitsanteilseigner respektiert, besteht darin, die Qualität seiner Investor Relations-Dienstleistungen zu überwachen. Nicht nur die dort verfügbaren Informationen analysieren, sondern auch ob Email-Nachrichten schnell und vollständig beantwortet werden.
Eine verantwortungsvolle IR wird alle Nachrichten (und Anrufe) von Minderheitsanteilseignern respektvoll und zufriedenstellend ansprechen. Es ist auch wichtig zu merken, dass es viele gute Unternehmen gibt (seit Jahren mit konsistenten Bilanzergebnissen), die dieser Art von Kommunikation mit Anteilseignern keine angemessene Aufmerksamkeit widmen.
Das heißt, jeder Anleger muss das Gewicht und die tatsächliche Relevanz dieses Kriteriums für seine eigene Unternehmensanalyse festlegen.
Geschäftsmodell
Wie das Unternehmen Geld verdient
Als Anteilseigner musst du keinen Experten über das Geschäft des Unternehmens werden. Es ist jedoch wichtig, dass du die Grundlagen des Tätigkeitsbereichs des Unternehmens kennst, in das du investieren möchtest.
Es ist genau das beste Verständnis darüber, wie das Unternehmen Geld verdient, das dir eine gewisse Sicherheit für den Buy and Hold gibt. Das hilft vor allem bei schlechten Zeiten (als der Gewinn sinkt) – sonst wird man Aktien immer „am Tief verkaufen“.
Was man sich vor einer langfristigen Investition fragen muss ist: Glaube ich, dass das Geschäftsmodell des Unternehmens in der Zukunft ohne wesentliche Änderungen bestehen bleiben wird?
(Dauerhafter) Wettbewerbsvorteil
Durch einen Wettbewerbsvorteil wird das Unternehmen besonders interessant für den langfristigen Investor. Das ist die Art von Merkmal, die eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Langlebigkeit und / oder das Wachstum des Unternehmens gewährleistet.
Ein Wettbewerbsvorteil kann sich auf verschiedene Weise manifestieren. In einigen Unternehmen ist die Unternehmenskultur, die Innovation und die Schaffung neuer Einnahmequellen fördert. Es gibt auch diejenigen mit den besten Produktionsprozessen, die sich auf Effizienz und Kostensenkungen konzentrieren. Manchmal ist das Geschäftsmodell selbst, das das Unternehmen einzigartig macht, indem Wettbewerb vermieden wird, was wiederum hohe Gewinnmargen ermöglicht.
Unabhängig vom Tätigkeitsbereich des Unternehmens, an dem du Interesse für eine Beteiligung hast, muss es sich in gewisser Weise von seinen Wettbewerbern unterscheiden. Versuche zu verstehen, was es tut, um dies zu erreichen, damit festgestellt werden kann, ob es tatsächlich einzigartig ist und wie es diese Differenzierung im Laufe der Jahre verteidigt wird.
Verordnungen
Neben dem Verständnis des Geschäfts und seines Wettbewerbsvorteils ist es (in allgemeiner Weise) wichtig, die Verordnungen der Branche zu verstehen.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass in einigen Fällen die Verordnung selbst für alle oder einige der in einer bestimmten Branche tätigen Unternehmen „erzwungene“ Vorteile oder Nachteile verursachen kann.
Verordnungen können den Markt stark verzerren. Hier einige Beispiele, wie bestimmte Regelungen auf die Geschäftsentwicklung einer Branche auswirken können.
- Steueranreize oder staatliche Subventionen, mit denen die Entwicklung von Unternehmen in einer bestimmten Branche gefördert werden soll: Diese Art von Maßnahmen kann kurz- und mittelfristig das Wachstum fördern, bringt jedoch Schwierigkeiten mit sich, wenn dieses „einfaches Geld“ zurückgezogen wird.
- Gesetze, die den Eintritt neuer Unternehmen in eine bestimmte Branche behindern oder verhindern: Diese Art von Regulierung erschwert den freien Wettbewerb, wodurch bereits etablierte Unternehmen davon profitieren, so lange die Marktverzerrung existiert.
Bilanzzahlen
Nach dem Governance und dem Geschäftsmodell kommt der wichtigste Teil der Geschäftsanalyse: die Bilanzdaten. Wie in einem anderen Post erläutert, Aktienkurs folgt Gewinn, und dies ist schließlich der wichtigste Punkt für den Vermögensaufbau.
Aber letztendlich zeigen die Bilanzdaten viel mehr als nur den reinen Nettogewinn. Auf einige andere wichtige Daten muss der Anteilseigner achten und genau darum geht es in diesem Abschnitt des Artikels.
Handelt es sich um einen IPO?
Bevor du irgendwelche Zahlen des Unternehmens analysierst, muss man wissen, wann das Unternehmen den ersten Börsengang (IPO – Initial Public Offering) vorgenommen hat.
Die Standardempfehlung für Privatanleger lautet, weg von Unternehmen zu bleiben, die nicht mehr als 5 Jahre Börsennotierung aufweisen können.
Dies liegt daran, dass das Risiko einer Investition in einen IPO aus verschiedenen Gründen in der Regel zu hoch ist:
- Das Kapital, das das Unternehmen im Rahmen des Börsengangs eingenommen hat, wird für künftige Investitionen verwendet. Das heißt, man soll lieber warten und dann analysieren, wie diese Geldsumme „in das Unternehmen einfließt“ und ob sich die Investition auszahlt.
- Wenn ein Unternehmen börsennotiert wird, muss es sehr kurze historische Bilanzdaten zur Verfügung stellen (in der Regel 2 oder 3 Jahre vor dem Börsengang). Das heißt, die Bilanzgeschichte eines IPOs ist eher zu kurz für eine genauere Analyse.
- Vergesse nicht, dass ein Börsengang nicht mehr ist als eine große Verkaufsaktion. Das heißt, eine große Anzahl von Verkäufern muss eine große Anzahl von Käufern überzeugen, Unternehmensbeteiligung zu dem höchstmöglichen Preis zu erwerben.
- Viele Unternehmen, die Börsengänge durchführen, sind (normalerweise) bei dem Zeitpunkt des IPOs immer noch verlustbringend, trotz eines (möglichen) interessanten Geschäftsmodells. Dieses große Geschäftsmodell muss sich erst als rentabel erweisen, bevor eine Investition gerechtfertigt ist.

IPOs sind normalerweise sehr riskant, wenn man die Rendite der ersten 5 Jahre analysiert. Quelle: CNBC
Fazit über IPOs: lieber weg bleiben!
Zahlen nach Periodenabgrenzung
Jetzt können wir auf die wichtigsten Bilanzzahlen eingehen. Wir werden mit den Zahlen nach Periodenabgrenzung anfangen (die sich von den Zahlen nach Kassenführung unterscheiden, wie hier bereits erklärt).
Konsekutive Jahre mit beständigen Gewinnen
Wie bereits erwähnt, ist der Gewinn zweifellos die wichtigste Zahl in der Bilanz eines Unternehmens, weil sie den Aktienpreis auf lange Dauer bestimmt.
Daher ist es wichtig, die Entwicklung des Gewinns der letzten Jahre zu beobachten (die letzten 5 Jahre sind eine gute Basis).
Belastbare Unternehmen tendieren dazu, Gewinnkurven ohne große Schwankungen von Jahr zu Jahr zu haben.
Ausschüttungsquote und Gewinn pro Aktie (Rendite der Anteilseigner)
Ebenso wichtig wie ein beständiger Gewinn ist zu analysieren, wie das Unternehmen seine Aktionäre belohnt (wie dieser Gewinn an die Aktionäre „zurückgezahlt wird“).
Was hier gemeint ist: Selbst wenn die Gewinne des Unternehmens in den letzten Jahren stagniert sind (wenig oder kein Wachstum), bedeutet das nicht, dass das Unternehmen „schlecht“ ist. Es kann vorkommen, dass das Unternehmen bereits groß genug ist oder auf Beschluss der Geschäftsführung nicht beabsichtigt ist, weiter zu wachsen.
Um diese Logik besser zu verstehen, wird empfohlen, diesen anderen Artikel zu lesen, damit du die Denkweise als Eigentümer eines Unternehmens verstehst.
Wichtig ist, dass man unabhängig von der Wachstumsrate des Gewinns zwei Messgrößen benötigt, um die Aktienrendite aus der Sicht eines Anteilseigners zu analysieren: Gewinn pro Aktie und Ausschüttungsquote.
Gewinn pro Aktie
Wenn das Unternehmen einen Teil seines Gewinns zum Rückkauf eigener Aktien an der Börse verwendet steigt der Wert jeder restlichen Aktie. Dies bedeutet, dass der Gewinn je Aktie steigt im gleichen Verhältnis, mit dem die zurückgekaufte Aktien annulliert werden.
Es ist auch wichtig zu merken, dass das Unternehmen bestimmte Maßnahmen ergreifen kann, um die Anzahl der im Freiverkehr befindlichen Aktien zu erhöhen (und somit den Gewinn je Aktie zu senken). Manchmal werden neue Aktien im Markt angeboten, damit das Unternehmen sich neu finanzieren kann (statt neue Schulden zu machen). Es kann auch sein, dass Vorstandsmitglieder einen Teil ihres Gehalts als Aktienoptionen bekommen.
Gerade wegen all dieser positiven und negativen Effekte ist der Gewinn pro Aktie so wichtig: Man kann gleich sehen, ob eine langfristige Beteiligung im Unternehmen im Laufe der Jahre sich belohnt hat oder nicht.
Ausschüttungsquote
Die Ausschüttungsquote ist die Dividende je Aktie geteilt durch den Gewinn je Aktie. Das heißt, es ergänzt die Aktienrendite. Der Gewinnanteil, der nicht in das Unternehmen investiert wird (und auch nicht für Aktienrückkäufe verwendet wird), kann einfach nur an die Eigentümer bzw. Aktionäre zurückgezahlt werden. Achte hier aber, dass Dividendenauszahlungen dir nicht „reicher“ machen.
Die Summe von Wachstum des Gewinns pro Aktie + Dividendenausschüttungsquote ergibt die Gesamtrendite (oder Belohnung) der Aktionäre.
Beachte aber, dass es keine „klare Regel“ gibt, was für Belohnung „schlecht“ bzw. „ungenügend“ ist (jeder Investor entscheidet dies für sich), und es ist auch nicht möglich zu wissen, ob zukünftige Renditen auf derselben Basis wie die früheren Renditen erzielt werden. Genau deswegen wurde es hier bereits geschrieben, warum „Rentabilität“ ein schlechtes Wort ist.
In gleicher Weise ist es auch notwendig zu verstehen, dass es in einem diversifizierten Portfolio genug Platz für unterschiedliche Unternehmen geben soll: nicht nur für die, die ihre Aktionäre lieber durch Dividenden belohnen, sondern auch die, die lieber Wachstum bzw. Erhöhung des Gewinns pro Aktie liefert.
Während ein großes Unternehmen geringes Wachstum erzielt (aber hohe und etwas „sicherere“ Gewinnausschüttungen anbietet), neigen kleinere Unternehmen dazu, Gewinne einzubehalten (sehr niedrige Dividendenausschüttungen), um sein eigenes Wachstum finanzieren zu können.
Nettomarge
Die Nettomarge zeigt, wie viel Umsatz tatsächlich in Gewinn „umgewandelt“ wird. Je größer die Marge, desto attraktiver wird das Unternehmen.
Bei der Analyse von Unternehmenszahlen ist die Marge selbst nicht das wichtigste, sondern wie sie sich im Laufe der Jahre entwickelt.
Eine wachsende Marge ist ideal. Es zeigt, dass das Unternehmen an Effizienz gewinnt, die eine Erhöhung der Belohnung an die Aktionäre ankurbelt.
Fallende Nettomargen deuten jedoch nicht immer auf ein verschlechterndes Unternehmen hin. Im Laufe der Jahre kann es zu einer Reihe von Änderungen in der Branche kommen (siehe Postabschnitte über Wettbewerbsvorteil und Verordnung), die die Gewinnmarge eines Unternehmens (vorübergehend oder dauerhaft) beeinflussen können.
Eine Dämpfung der Nettomarge ist normalerweise auf die Intensivierung des Wettbewerbs zurückzuführen. In einem freien Markt, in dem immer mehr Unternehmen sehr ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten, wird der Preis für die Kunden immer niedriger. Dabei müssen sich die Unternehmen weiterentwickeln, um profitabel zu bleiben (trotz niedrigerer Marge).
Unternehmen mit niedrigen (oder fallenden) Nettomargen können auch attraktiv für den langfristigen Investor sein. Es kann sein, dass das Unternehmen ausgereift ist und die niedrige Marge den Anreiz für den Einstieg neuer Unternehmen in derselben Branche verringert.
Eigenkapitalrendite – ROE (Return over Equity)
Ein gutes Unternehmen muss eine gute bzw. hohe Eigenkapitalrendite erzielen.
Je höher die ROE, desto besser ist die Verwendung des Kapitals der Eigentümer (Aktionäre). Letztendlich investiert man in Unternehmen, die besser als der Anleger selbst Geld investieren kann.
Es gibt Einschränkungen für die „Gültigkeit“ der ROE, da das Eigenkapital ein Wert ist, der viele Verzerrungen erleiden kann. Auf jeden Fall ist es interessant, die ROE des Unternehmens zu analysieren, vor allem die Entwicklung dieses Werts über die Jahre (genauso wie bei der Nettomarge).
Schulden in Bezug auf den operativen Erträgen
Nahezu alle Unternehmen nehmen Schulden zur Finanzierung ihrer Geschäftstätigkeit auf. Im Gegensatz zu Schulden, die durch Privatpersonen gemacht werden, kann die Hebelwirkung bei Unternehmen (wenn in kontrollierter Maß durchgeführt) von großem Nutzen sein, nicht nur wegen steuerlichen Vorteile, sondern auch für die Wachstumsankurbelung ihrer Geschäfte.
Die reine Analyse der Summe aller finanziellen Schulden eines Unternehmens (als isolierte Daten) gibt jedoch keinen Hinweis darauf, ob die Verschuldung zu hoch ist.
Aus diesem Grund solltest du die Verschuldung von Unternehmen immer in Bezug auf seine Fähigkeit, operative Erträge zu generieren, analysieren. Die 2 wichtigsten Kennzahlen dazu sind unten erläutert.
Nettoverschuldung/EBITDA
Die Erklärung zu den Begriffen Nettoverschuldung und EBITDA findest du in diesem anderen Artikel.
Wenn die Nettoverschuldung des Unternehmens negativ ist, verliert dieser Indikator seinen Bedarf. Dies weist darauf hin, dass die Summe aller Schulden des Unternehmens niedriger ist, als die liquide Mittel (Kassenbestand).
Mit anderen Worten, das Unternehmen mit negativer Nettoverschuldung könnte einfach das Kassenbestand holen und seine gesamten Schulden zurückzahlen. Das heißt, ein Unternehmen mit negativer Nettoverschuldung ist äußerst konservativ bei der Verwendung von Fremdkapital.
Bei Unternehmen mit positiver Nettoverschuldung, je höher die Kennzahl, desto höher ist die Hebelwirkung (und auch höher ist das Risiko). Anders gesagt, je höher die Kennzahl, desto stärker kann das Unternehmen wegen Änderungen von Schuldenzinsen oder Verlangsamung des Geschäfts leiden.
Es ist aber schwierig zu sagen, unter welchem Wertebereich diese Kennzahl sich bewegen soll. Am besten betrachtet man diesen Wert im Vergleich mit anderen Unternehmen in der gleichen Branche tätig. Einige Anleger investieren in keine Unternehmen mit dieser Markierung über 1, andere können 2 oder 3 akzeptieren (jeder hat seine eigene Risikoneigung).
Zinsdeckungsfaktor
Der Zinsdeckungsfaktor wurde bereits in diesem anderen Artikel erwähnt und dient als Ergänzung zur Kennzahl Nettoverschuldung/EBITDA.
Bei dem Zinsdeckungsfaktor wird das Gewicht der Schuldenzinsen im Verhältnis zu den operativen Erträgen des Unternehmens.
Hier gilt, dass je niedriger der Wert, desto höher ist die Belastung der Schuldenzinsen an den operativen Erträgen des Unternehmens (Erklärung für den Begriff EBIT findest du in diesem Beitrag). In allgemeiner Weise bedeutet ein Wert kleiner als 3, dass die Zinsen bereits einen erheblichen Anteil der operativen Erträge des Unternehmens aufbrauchen. Das Risiko kann in solchen Fällen viel zu groß sein.
Zahlen nach Kassenbuchführung
Die Analyse der Zahlen nach Kassenbuchführung ergänzt die Analyse der Verschuldung und der Profitabilität (Zahlen nach Periodenabgrenzung).
Freier Cashflow
In vereinfachter Weise, ist der freie Cashflow der wichtigste Wert der Zahlen nach Kassenbuchführung.
Wie bereits in diesem Artikel erläutert, handelt es sich bei dem freien Cashflow um das „verbleibende“ Cash aus der betrieblichen Geschäftstätigkeit (Investitionsausgaben bereits abgezogen).
Mit anderen Worten, zeigt der freie Cashflow, ob die Investitionen des Unternehmens durch die erwirtschafteten operativen Cashflows „sich gut belohnt“. Also ob was übrig bleibt, nachdem die notwendigen Investitionskosten zur Inbetriebnahme der Geschäftsoperationen bereits mit gerechnet werden.
Das heißt, bei dem freien Cashflow eines Unternehmens soll man analysieren, ob dieser Wert jedes Jahr (oder fast jedes Jahr) positiv ist und wie hoch der freie Cashflow ist im Verhältnis zu den Investitionsausgaben. Je niedriger die Investitionsausgaben im Laufe der Jahre, desto besser.
Man muss aber darauf achten, dass bestimmte Branchen ständige Investitionen in neue Maschinen und Anlagen erfordern (z. B. Ölförderung, Stromversorgung, Automobilherstellung und viele andere).
Unternehmen, die sich in einer starken Wachstumsphase befinden, investieren tendenziell (oftmals über Jahre hinweg) sehr viel in materielle Güter. Dies führt zu einer Reihe negativen freien Cashflows, ohne dass dies als schlecht betrachtet werden kann.
Fazit
Die Analyse und Auswahl von Unternehmen, die sich am besten für eine langfristige Investition eignen, beinhaltet mehrere Punkte. Einige sind subjektiv, andere umfassen Zahlen und bestimmte Metriken.
Obwohl bestimmte Kennzahlen verwendet werden, keiner davon enthält den Aktienkurs (wie zum Beispiel KGV oder KBV). Dies liegt daran, dass der „richtige“ Anteilseigner versteht, dass seine Belohnung nur langfristig kommt. Der Vermögensaufbau erfolgt religiös Monat für Monat, wodurch der Kaufpreis der einzelnen Wertpapiere „verwässert“ wird. Als Folge, nicht nur verliert der Kaufpreis an Bedeutung, sondern auch bekommt er eine Variable, davon man durch die Einrichtung und Einhaltung eines diversifizierten Portfolios profitieren kann.
Schließlich zeigt der Artikel, dass es keine „Zauberformel“ für die Aktienauswahl gibt. Die Analyse von Governance + Geschäftsmodell + Bilanzzahlen der Unternehmen ist keine exakte Wissenschaft, sondern eine Kunst.

Zusammenfassung der 17 wichtigsten Kriterien für die Aktienauswahl aus der Sicht eines langfristigen Investors
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